Zugegeben: Anfangs war es komisch für Beerdigungen (außerhalb von Orgeltätigkeit) gebucht zu werden. Während Hochzeiten unbestreitbar Event-Charakter bekommen haben – mitsamt diesem ganzen Dienstleisterkosmos – handelt es sich bei Trauerfeiern um höchst persönliche, intime Ereignisse, in die ich nur sehr vorsichtig eindringe. Kaum ein Handy ist zu sehen, kaum ein Gast ist mit irgendwelchen Orga-Sachen gestresst, kaum ein Wort wird zu viel gesprochen. Bei Beerdigungen erlebe ich immer wieder aufs Neue tiefste Befriedigung und erkenne, warum ich Musiker bin: weil ich damit ein Medium sein kann, mich in den Dienst einer größeren Sache stelle, berühre und bewege.
Trauerfeiern begleite ich sowohl am Friedhof, in der Kirche oder im Bestattungsinstitut, alleine oder mit weiblichem Gesang. Dabei spiele ich sowohl Klavier und Orgel, z.B. in der Kirche oder in der Aussegnungshalle, sowie Gitarre oder Akkordeon, z.B. am Grab oder auf dem Weg zur letzten Ruhestätte.
Live-Musik bei einer Beerdigung öffnet einen ganz besonderen Raum der Reflexion und Erinnerung, den wir nicht selten damit aufspannen, dass wir ein Lied, das die verstorbene Person besonders gern hatte, zum Besten geben. Dabei gilt: nichts ist unmöglich, nicht mal „Sierra Madre del Sur“.